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Dienstag, 8. Juli 2008

Pflanzenöl stadt Dieselkraftstoff

Auch in Ludwigsfelde suchen Verbraucher private Alternativen zum immer teureren Dieselkraftstoff

LUDWIGSFELDE - Super jenseits der 1,60-Euro-Marke, der Liter Diesel kostet mehr als 1,50 Euro – vielen Autofahrern fällt das Tanken immer schwerer, nicht alle nehmen die Preissteigerungen an den Zapfsäulen einfach so hin. Und ein Ende des Preisanstiegs für Sprit und Heizöl ist nicht absehbar, Analysten rechnen mit nochmaliger Verdopplung in den nächsten Jahren.

Die MAZ beobachtete bereits zwei Mal, was angesichts dessen passiert: Jemand in Ludwigsfelde fährt mit einem Einkaufswagen voller Speiseölflaschen auf den Supermarkt-Parkplatz. Eine Frau sah das und stieß ihren Mann an: „Guck mal, ein Frittenbuden-Besitzer. Warum kauft der denn nicht im Großhandel?“ Doch weit gefehlt – mit dem Öl wurde nicht gekocht oder gebraten, beide Male schraubte der Einkäufer den Tankdeckel am Auto auf und goss das Speiseöl Flasche für Flasche hinein.

Die MAZ stellte diese Situation gestern für das nebenstehende Foto nach. Und erfuhr viel rund um das Thema „Mit Speiseöl Auto fahren“. Einige Zuschauer sagten beim Fotografieren: „Genau so muss man es machen bei diesen Spritpreisen.“ Andere waren entsetzt: „Sie können doch nicht Lebensmittel . . .“

Doch. Autofahrer können. Und tun es auch. Sie „füttern“ die Dieselmotoren ihrer alten Autos wie Golf 3 oder Bullis mit Salat-, Raps- oder Sonnenblumenöl. Den Liter gibt es bei verschiedenen Anbietern für 99 Cent bis 1,20 Euro – alles billiger als der Diesel an der Zapfsäule.

Kfz-Fachleute in der Region warnen durchweg vor der Salatöl-Betankung – ohne das Umrüsten auf Pflanzenöl-Betrieb gehe nichts. Bekannt ist die Warnung vom Auto-Hersteller Mercedes vor solchen Experimenten. Hans-Joachim Dombrowski, Geschäftsführer der in Ludwigsfelde ansässigen Firma Endres, erklärt: „Wer das macht riskiert, dass sein Fahrzeug nach kurzer Zeit stehen bleibt. Das Speiseöl ist viel zu dick und fließt nicht durch die Filter. Die ganze Kraftstoffanlage ist ja auf mineralische Kraftstoffe ausgelegt.“

Auch Sven Ruprecht, der Serviceleiter im Autohaus Hübner, warnt: „Salatöl ist aggressiver als Diesel. Damit lösen sich Bestandteile aus dem Kraftstofftank und den -leitungen. Das schädigt den Motor auch, weil dem Speiseöl der Schmiereffekt fehlt.“

Seit Biodiesel hoch besteuert wird, steigen die Anfragen bei der Dekra im Brandenburg-Park Genshagen zu Umrüstungen auf Pflanzenöl. Das gibt es je nach Menge für 65 bis 85 Cent je Liter. Dekra-Sachverständiger Andreas Knaak hält das Umrüsten je nach Alter des Autos für sinnvoll. Die Speiseöl-Betankung allerdings führe zum Motorkollaps: „Beim Kaltstart verbrennt das Öl nicht vollständig, läuft am Zylinder herab und vermischt sich mit dem Motoröl. Da härtet es aus, setzt die Ölkanäle zu und das Fahrzeug bleibt stehen.“

Beim Finanzamt in Luckenwalde wollte die MAZ wissen, ob diese Art zu tanken womöglich illegal ist und als Steuerhinterziehung geahndet würde. Dafür sei ein Finanzamt nicht zuständig, hieß es, deshalb wolle man sich dazu nicht äußern.

Auch beim Bundesamt für Güterverkehr (BAG) in Köln, das auf Autobahnen stichprobenartig kontrolliert, ob Lkws statt mit Diesel mit dem deutlich billigeren Heizöl fahren – Fehlanzeige. „Da müssten Sie vielleicht mal im Bundesverkehrsministerium nachfragen.“ (Von Jutta Abromeit)

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